Bemerkungen zum Kochbuch 'Vielfalt statt Eintopf'

Anfänglich hatte ich die Idee, eine Fotoausstellung zum Thema „Ausländer in der Schweiz“ zu gestalten. „Die Ausländer“ sollten „den Schweizern“ als Mitmen­schen anstatt als Gefahr, oder als Konkurrenten um Arbeitsplätze und Wohnungen, nahegebracht wer­den. Die Kostenfrage killte das Projekt sozusagen sofort.

Ein multikulturelles Kochbuch, in dem die Köchinnen und Köche aus aller Welt in Fotoportraits und mit ihren Geschichten vorgestellt werden, dazu leckere Rezepte und Foodfotos, das fand ich eine sympa­thische Art, Menschen miteinander bekannt zu machen. Zusammen essen und trinken bringt uns einander näher!

Von der ersten Idee bis zum fertigen Buch dauerte es 9 Jahre. Ich kontaktierte in dieser Zeit über hundert Personen. Mit über fünfzig davon führte ich inten­sive Gespräche und Interviews. Viele haben bei mir im Studio gekocht. Für fast ebenso viele habe ich gekocht. Gerade Männer konnten zwar prima essen aber kaum kochen. Einige waren sehr gerührt, als sie bei mir Gerichte aus ihrer Heimat serviert bekamen.

Bis dahin war die Arbeit recht anstrengend, aber immer sehr interessant und anregend, öfters auch sehr lustig gewesen.

Die Zusammenarbeit mit dem Verlag hingegen war nicht gerade berauschend. Ich hatte mir nicht klar gemacht, dass die Kochbücher beim Werd Verlag sehr normiert sind. So sind zum Beispiel Format und Seitenzahl vorbestimmt.

Meine Geschichten mussten deshalb so gekürzt werden, dass sie ins vorgegebene Raster passen. Mir kommt das so vor, wie einem Menschen, für den das Bett zu klein ist, die Beine soweit zu kürzen bis er reinpasst. Einige Geschichten haben so nicht nur an Farbe sondern auch an Substanz verloren.

Ich selbst habe meine eigene Geschichte, in der ich erkläre, was mich zu dem Buch motiviert hat, ur­sprünglich auch ins Buch eingebracht. Sie wurde vom Verlag aus offenkundig politischen Gründen redigiert. Sprich: zensuriert. Weil ich das unmöglich akzeptieren konnte, habe ich meine Geschichte zu­rückgezogen. Deshalb erscheint sie jetzt zusammen mit den dazu gehörenden Fotos in meiner Website.

Meine Fotos, die ich als Bilder und nicht als Bildmaterial verstehe, wurden vom Verlag auf arge Weise beschnitten und somit verstümmelt. Auf meine Intervention hin wurden die Änderungen wenigstens teilweise rückgängig gemacht. Aber nur wenige wurden wirklich in den ursprünglichen Zustand zurück versetzt. Anstatt Jakob Sollberger heisst der Autor der Fotos im Buch deshalb Juri Stacof.

In der Website zeige ich einige Bilder von Jakob Sollberger aus dem Buch im Originalzustand.

Mit Erstaunen stelle ich fest: Es ist trotz allem ein schönes und interessantes Buch geworden.

Arabisches gefülltes Huhn

1 Huhn (1- 1 ½ kg)

Für die Füllung:

Hühnerleber ca. 150g, gehackt
Olivenöl 1 Tasse
Reis 1 Tasse, gekocht
Rosenwasser  
Zitronensaft von 2 Zitronen
Pinienkerne 1 kleine Handvoll
Pistazien 1 kleine Handvoll, gehackt
Petersilie 1 Büschel, gehackt
Zimt ½ Teelöffel
Safran ¼ Teelöffel
Pfeffer ½ Teelöffel
Salz  

In etwas Olivenöl die Pinienkerne bei mittlerer Hitze bräunen, Pistazien beifügen und kurz schwenken, rausnehmen und beiseite stellen.

Die Leber bei mittlerer Hitze kurz anbraten, einen Schuss Wasser zugiessen. Reis, Petersilie und von den Gewürzen je die Hälfte dazu geben. Pinienkerne und Pistazien beifügen. ½ Teelöffel Salz darüber streuen. Gut mischen und ein paar Minuten ziehen lassen.

Das Huhn waschen, abtrocknen und mit Rosen­wasser ausschwenken. Innen und aussen mit den restlichen Gewürzen einreiben.

Das Huhn füllen und die Öffnung mit einem Zahn­stocher verschliessen.

Wenig Olivenöl in eine Bratform geben und das Huhn hineinlegen. Übrig gebliebene Füllung in die Bratform legen.

Eine Tasse Olivenöl in einer kleinen Pfanne rauch­endheiss werden lassen und das Huhn damit übergiessen.

Ca. eine Stunde im auf 200 Grad vorgeheizten Backofen braten. Alle zehn Minuten mit Zitronensaft übergiessen.

Garprobe: Wenn Sie mit einem spitzen, scharfen Messer den Schenkel bis zum Knochen einstechen, muss die austretende Flüssigkeit klar sein.

Die Sauce getrennt reichen.

Dazu passt Reis.


Jakob
Schweiz

Ich bin 1943 in einem kleinen Städtchen am Jura­Südfuss geboren. Mütterlicherseits hatten wir Ver­wandte in Deutschland, auf Vaters Seite in Algerien.

Tante Tilde, meine Lieblingstante, wohnte in Oran. Im Sommer kam sie jeweils zu uns in die Ferien. Sie brachte immer prima Geschenke: Datteln oder schöne Postkarten und einmal sogar eine lebendige Meeresschnecke.

Mein Vater kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Zwei Jahre später heiratete Mutter wieder und wir zogen zu meinem Stiefvater nach Zürich. Schule, solange wie’s sein musste, dann Gold­schmiedelehre, wegen eines Unfalls mit schwerer Verletzung an der rechten Hand abgebrochen. Private Mittelschule Typus B. Danach Rekruten­schule. Ein Erlebnis das ich nicht empfehlen kann.

Darauf folgte eine Fotografenlehre und eine Zeit häufigen Reisens.

Später machte ich, als mein eigener Arbeitgeber, Werbefotos und Industrie- und Werbefilme. Und natürlich, das lukrativste, TV-Werbe-spots. Ich war jetzt zweiunddreissig, und machte dieses grässliche Zeug! Das konnte nicht mein Leben sein. Ich löste mein Studio auf und schwor, nie mehr ein Foto zu machen.

Ich lebte fortan mein Leben als Maler und Bildhauer. Von dieser Arbeit konnte ich manchmal gut, manchmal recht, und manchmal schlecht, leben. Dieses Buch wollte ich machen, um der um sich greifenden Intoleranz in unserer konsumwütigen, herzensträgen Gesellschaft etwas entgegen zu setzen. Und als Gegengewicht zu der unsäglich trostlosen, volksverhetzenden rassistischen Propa­ganda der Zürcher SVP.

Und als Ermutigung für jene, die sich einsetzen für eine Gesellschaft in der alle Platz haben.
Wir werden immer mehr – und die Welt wird nicht grösser.

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