Über mich selbst 1:
Meine Berufe und Tätigkeiten

Nach einer halben Goldschmiedelehre (abgebrochen wegen eines Unfalls mit schwerer Verletzung der rechten Hand) Besuch einer privaten Mittelschule (auf Empfehlung guter Freunde Typus B). Ich wollte Filme machen, da schien mir ein Studium der Theater­wissenschaften dringend nötig. Nach einem heftigen Streit mit meinem Stiefvater wollte ich dann aber doch lieber gleich mit dem praktischen Leben anfangen.

Und also begann der Ernst des Lebens:
Ich war gerade 19 Jahre alt und beschloss, dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt sei, mit meiner militärischen Laufbahn, die ja jedem Schweizer droht, zu beginnen. Meinem Gesuch, die Rekrut­enschule vorzeitig absolvieren zu dürfen, wurde ohne Umstände entsprochen. Ich fand es eine gute Idee, genauso wie mein Vater und wie auch mein Stiefvater, Offizier zu werden.
Aber 0halätz!

Nach bedeutend weniger als einem Tag wurde mir klar, dass Soldat sein nicht mein Ding ist. In den folgenden 17 Wochen entwickelte ich einen intensiven und anhaltenden Abscheu vor allem Mili­tärischen.

Danach ging’s ab ins Berufsleben. Ich wollte dringend Filme machen. Zu diesem Ziel war damals eine Lehre als Fotograf ein guter Weg.

Ich machte meine Lehre in einer kleinen Firma, die Industrie- und Dokumentarfilme, Tonbildschauen und Werbefotos machte. Ich hatte da auch die Möglichkeit, mich in den Filmschnitt und weitere Sparten der Filmherstellung einzuarbeiten.

Es folgte eine Zeit der Tätigkeit als Kameramann und des häufigen Reisens.

Mit 26 gründete ich mein eigenes Studio für Werbefotografie und zur Produktion von Industriefilmen und TV-Werbespots. Das war zwar recht einträglich, aber auch sehr hektisch und, meiner Meinung nach, nicht wirklich kreativ. Dazu war mir mein eigentliches Ziel, Autorenfilme zu machen, völlig aus dem Fokus geraten. Nach 6 Jahren hatte ich die Nase voll. Ich war nun 32 und machte eine Arbeit, die mich zwar in ihren handwerklichen Aspekten sehr befriedigte, deren Absichten und Ziele ich aber immer stärker ablehnte. Das konnte nicht mein Leben sein! Ich schwor mir, nie wieder ein Foto oder eine Filmaufnahme zu machen.

Seit ich 4 Jahre alt war habe ich gezeichnet und gemalt. Fortan wollte ich nur noch malen und zeichnen. Koste es was es wolle. Und so geschah es.

Seit 1975 als Maler, Radierer und Zeichner tätig.
Ab 1978 unregelmässige Teilnahme an den jurierten und unjurierten Ausstellungen „Kunstszene Zürich“ und zahlreiche Ausstellungen in Zürcher Galerien.
1982 erscheint die Grafikmappe „Möblierte Räume“
1983 Produktion des Videos „Versteinerungen oder das Ende der Fluchtwege“ mit Guerino Mazzola
1984 entsteht die kabarettistische Produktion „Eitel Freude, Harmonie und Hinterlist“, eine Schau mit Bildprojektionen, gesprochenen Texten und Musik.
Zeichnungen und Texte: Jakob Sollberger
Sprecher: Dieter Moor
am Klavier: Guerino Mazzola

„Eitel Freude, Harmonie und Hinterlist“ wurde im Neumarkttheater Zürich und in Kleintheatern in verschiedenen Schweizer Städten gezeigt. Dazu erschien die LP „Aus dem Hinterhalt“ mit Musik von Guerino Mazzola und 43 Texten von Jakob Sollberger. Die Platte wurde 2008 als CD neu aufgelegt.
1984 entstehen meine ersten Skulpturen
1985 erscheint die Grafikmappe „Im Raum“
1986 bis 1987 arbeite ich an der Serie der Bilder und Zeichnungen „Spiel mit dem Feuer“ und erlerne die Kunst des Feuerspuckens.
1988 entsteht „Beethoven im Computer“, eine Multimediaproduktion mit Guerino Mazzola und Jan Beran. Premiere im Kunsthaus Zürich.
1989 bis 1991 arbeite ich für die Ausstellung „Macht & Gewalt, Magie & Beschwörung“
1990 bis 1991 arbeite ich zusammen mit Barbara Kink an den Wandbildern im Schulhaus Steinmaur
1991 die Wandbilder im Schulhaus Steinmaur werden der Öffentlichkeit vorgestellt.
1991 Ausstellung „Macht & Gewalt, Magie & Beschwörung“, plastische Arbeiten in Gips und in Stein. Malerei, Zeichnungen und Grafik.
1992 Galerie Palette Zürich. Ausstellung der „Arbeitsgemeinschaft Barbara Kink und Jakob Sollberger“, die sich aus der Zusammenarbeit an den Wandbildern im Schulhaus Steinmaur entwickelt hat.
Barbara Kink zeigt: „ Farbserien Rot – Gelb – Blau“. Öl auf Leinwand
Jakob Sollberger zeigt: „ Nachtrag zu Hammurabi“. Arbeiten auf Papier und Leinwand

Wir entscheiden, für längere Zeit nicht mehr auszustellen, da uns unser neues künstlerisches Projekt „Struktur in Natur und Kunst“ sehr beansprucht. Diese Arbeit, mit der wir bereits 1990 begannen, ist bisher nicht abgeschlossen.
ab ca. 1990 nehme ich die Fotografie wieder auf. Von Mitte der 90er Jahre bis 2003 arbeite ich als Kursleiter für Fotografie an der Volkshochschule Zürich und führe auf eigene Rechnung einwöchige Workshops für Landschaftsfotografie in Italien durch.
ab ca. 1995 realisiere ich verschiedene Künstlerportraits und kommerzielle Firmenportraits auf Video.
2003 bis 2011 arbeite ich neben meiner freien künstlerischen Arbeit intensiv an meinem „multikulturellen Kochbuch“, das im Mai 2011 im Werd Verlag Zürich erscheint.
2008 und 2009 realisiere ich die beiden Videofilme „O Meraben“ und „Der Hammer“
seit 2010 arbeite ich am Videofilmprojekt „ 13 kurze Filme über alles“

Über mich selbst 2:
So ganz privat

Bilder machen war immer mein Weg, mir die Welt anzueignen und mir damit verständlich zu machen.

Meine erste Erinnerung ans Zeichnen, ich war gerade vier Jahre alt:
Alle Kinder gehen in den Kindergarten. Und weil alle Kinder in den Kindergarten gehen, sollte ich da auch hin. Das wollte ich aber nicht. Lieber wollte ich bei unseren Hühnern, Kaninchen und Schafen bleiben. Oder bei den Kühen und den Pferden vom Lanz. Die Pferde fand ich ganz besonders schön. Und ihr Geruch - der war unwiderstehlich.

Aber man musste in den Kindergarten! Grossmutter brachte mich notfalls mit Gewalt hin. Die Kindergartentante konnte mich schliesslich zum Bleiben überreden. Ich durfte Pferde zeichnen!

Das war schön. Ich zeichnete dem Lanz sein Ross und auf dem Ross den Lanz, wie sie da zusammen über ein Hindernis springen. Mit braunen Pfosten und grünem Gras. Und mit rot-weissen Stangen.

Die Tante fand die Zeichnung sensationell. So enorm, dass sie damit gleich in den Konsum rennen musste, der im gleichen Haus war wie der Kindergarten.

Und die Frau Gerber vom Konsum und das Hanni, das im Laden aushalf, kamen mit der Tante zurück und wollten mir beim Zeichnen zuschauen. Das gefiel mir.

Ich verstand zwar nicht so recht was an meiner Zeichnung so besonders sein sollte, aber soviel verstand ich dann doch: Ich hatte die Knie vom Ross richtig herum gezeichnet. Und zwar an den Vorder- und an den Hinterbeinen. Das fanden die sensationell.

Kunststück, dass ich später ein Künstler werden wollte. Ich wurde schliesslich einer. Das war mir wichtig. Und blieb es. Lange, lange, lange Zeit.

Heute möchte ich nicht mehr so dringend ein Künstler sein. Ich möchte nicht unbedingt Künstler genannt werden.

Mensch ist mir lieber.

Und so drücke ich mich aus: als Mensch.

Malend, zeichnend, schreibend, fotografierend, filmend. Redend als Mensch.